23.11.2023

Zoll: EU-Handelsabkommen erstmals mehr als 2 Billionen EUR wert

Zoll: EU-Handelsabkommen erstmals mehr als 2 Billionen EUR wert

Die Europäische Kommission hat am 15. November 2023 den dritten Jahresbericht über die Umsetzung und Durchsetzung von EU-Handelsabkommen veröffentlicht. Dieser Bericht zeigt, dass der Wert des EU-Handels durch Freihandelsabkommen im Jahr 2022 erstmals über 2 Billionen EUR liegt. Dies führt die Kommission u. a. darauf zurück, dass der Handel mit den 20 wichtigsten Handelspartnern um fast 30 % zugenommen hat. Zudem sind mehr als 30 Handelshemmnisse in 19 Ländern abgebaut worden.

Hintergrund: Welche Ziele werden mit den Handelsabkommen der EU verfolgt?

Das Ziel von den Handelsabkommen der EU ist es, das Wirtschaftswachstum weiter zu stärken und die Lieferketten widerstandsfähiger zu gestalten. Durch die Handelsabkommen erhalten die Erzeuger und Landwirte innerhalb der EU unter anderem neue Möglichkeiten, ihre Waren in das Ausland auszuführen.

Erschließung neuer Ausfuhrmöglichkeiten für Erzeuger und Landwirte in der EU

Der Handel der EU hilft 670 000 kleinen und mittleren EU-Unternehmen, die in Drittländer exportieren.

In 2022 sind z. B. im Rahmen der jeweiligen Handelsabkommen die EU-Ausfuhren wie folgt angestiegen:

  • Anteil an Ausfuhren von Arzneimitteln nach Vietnam um 152 %
  • von Pkw und Teilen davon nach Südkorea um 217 %
  • von Fleisch nach Kanada um 136 %
  • von Dienstleistungen nach Kanada um 54 %

Stärkung der Widerstandsfähigkeit der Exporte gegenüber externen Schocks

Des Weiteren stärken die Handelsabkommen die Widerstandsfähigkeit der Exporte gegenüber externen Schocks. Dies zeigte sich zum Beispiel dadurch, dass die Verluste bei den Ausfuhren nach Russland in Höhe von 27 Milliarden EUR durch Ausfuhren von mit Sanktionen belegten Waren aus der EU an Präferenzpartner ausgeglichen werden konnten.

Zugang zu wichtigen Ressourcen und Verringerung der übermäßigen Abhängigkeit bei der Ressourcenbeschaffung von einem einzigen Land

In den ersten fünf Jahren des Abkommens zwischen der EU und Kanada (CETA) stiegen beispielsweise die EU-Einfuhren kritischer Rohstoffe aus Kanada um 56 % an. Vergleichen können wir diesen Wert mit einem Wachstum von nur 25 % dieser Rohstoffe aus anderen Quellen. Diese Entwicklung hat hin zu einer Strategie der EU zur Diversifizierung im Hinblick auf Russland beitragen können.

Die wirtschaftlich wichtigsten Rohstoffe mit hohem Versorgungsrisiko werden als kritische Rohstoffe bezeichnet. Kritische Rohstoffe sind für den ökologischen und digitalen Wandel der EU-Wirtschaft von entscheidender Bedeutung. Die Handelsabkommen der EU tragen zu mehr Sicherheit beim Zugang zu wichtigen Ressourcen bei und sie steigern die Unabhängigkeit bei der Ressourcenbeschaffung.

Erfolge im Jahre 2022

Die Europäische Kommission hat am 15. November 2023 einen Bericht veröffentlicht, aus dem hervorging, dass im Jahr 2022 der Wert der EU-Handelsabkommen 2 Billionen EUR überschritten hat. Dabei hat der Handel mit den wichtigsten 20 Handelspartnern um durchschnittlich fast 30 % zugenommen. Zudem konnten im Jahr 2022 durch den Abbau von Handelshemmnissen in den letzten fünf Jahren 7 Milliarden EUR durch EU-Ausfuhren erschlossen werden. Insgesamt verfügt die EU mit 74 Handelspartnern über das weltweit größte Netz von Handelsabkommen.

Beseitigte Hemmnisse zur Förderung einer wirtschaftlichen Stabilität der EU

Im Jahre 2022 konnte die Europäische Kommission 31 Handelshemmnisse in 19 Partnerländern beseitigen. Dies führte dazu, dass die EU-Ausfuhren in Sektoren wie Agrar- und Ernährungswirtschaft, Arzneimittel sowie Gesundheits- und Kosmetikprodukte angestiegen sind.

Zudem konnte die Streitbeilegung im Rahmen der Welthandelsorganisation fortgesetzt werden. Dabei hat die EU vier neue Streitbeilegungsverfahren eingeleitet. Eines der Streitbeilegungsverfahren leitete die EU gegen das Vereinigte Königreich wegen einer diskriminierenden Subventionsregelung für grüne Energie ein. Dieses Verfahren wurde jedoch bereits nach vier Monaten einvernehmlich beigelegt. Zudem konnte sich die EU auch in der Streitigkeit mit der Türkei über diskriminierende Praktiken bei Arzneimitteln durchsetzen und überwacht seither die Maßnahmen der Türkei zur Umsetzung dieser Vorschriften.

Des Weiteren konnte die EU Fortschritte bei denjenigen Abkommen erzielen, die ein Kapitel über Handel und nachhaltige Entwicklung enthalten.

msp/cb

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